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Motorrad-Rennsportler Thomas Hainthaler aus Trudering
Der Spätzünder
Thomas Hainthaler aus Trudering gehört zu den besten Amateur-Motorrad-Rennfahrern Deutschlands. Jetzt will er ins Profigeschäft wechseln.
Rennsport kann sehr grausam sein. Denn oftmals entscheidet nicht fahrerisches Können über Sieg oder Niederlage, sondern schlicht das Geld. In der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM), in der seit nunmehr zwei Jahren auch der junge Truderinger Thomas Hainthaler mitfährt, ist das nicht anders als in der schillernden Formel 1.
Hainthaler ist als Ein-Mann-Team unterwegs, sein Arbeitsgerät – eine BMW S 1000 RR – eigentlich schon fünf Jahre alt und nicht mehr konkurrenzfähig. Von Montag bis Freitag arbeitet der gelernte Kfz-Mechatroniker bei BMW Motorrad Deutschland, am Wochenende reist er – zum großen Teil auf eigene Kosten – zu den Rennstrecken des Landes: Nürburg-, Lausitz-, Hockenheimring oder zum Schleizer Dreieck. Dennoch sagt der 26-Jährige: „Ich könnte jeden Tag nur Rennen fahren. Die Geschwindigkeit, das Adrenalin – es gibt einfach nix Schöneres!“
Kollegen, die sich oft genug mit viel Geld in Rennställe einkaufen und über einen Stab an Helfern und Mechanikern verfügen, zollen Hainthaler für seine Leistungen Respekt. „Trotzdem ist es schon manchmal frustrierend, wenn ich sehe, was ich alles machen könnte, wenn ich andere Möglichkeiten hätte.“ Doch aufgeben ist Hainthalers Sache nicht. Im Gegenteil: Erst mit 18 Jahren, und damit relativ spät, stieß der Truderinger per Zufall zum Motorradrennsport. „Ein Freund meines Vaters hat mich mal auf eine Rennstrecke mitgenommen. Ich fand‘s auf Anhieb super!“ Fortan fuhr er in Hobbyrennen mit – „und ich bin sehr schnell sehr gut geworden.“ Ob er keine Angst hat, wenn er mit 300 km/h auf seinem Boliden sitzt und einer Kurve entgegen rast? „Nein“, sagt Hainthaler. „Wenn ich Angst hätte, müsste ich sofort aufhören!“ Zwar erlebte er im Lauf seiner Karriere schon mehrere Stürze – einer davon endete mit einem Schlüsselbeinbruch – doch habe er damit nie ein Problem gehabt: „Solange ich weiß, warum ich abgeflogen bin und wie ich diesen Unfall künftig verhindern kann, macht mir das nix aus.“ Klar sei man bei Autorennen geschützter, das gibt er zu, allerdings mache die unmittelbare Gefahr auf dem Motorrad ja den Reiz seines Sports aus: „Ich bin mal im Porsche GT3 auf dem Hockenheimring gefahren. In einem Auto sitzt man wie in einem Käfig, deshalb fühlt es sich für mich einfach nicht so gut an.“
Die letzte, seine zweite IDM-Superstock-Saison, schloss Thomas Hainthaler als 19. des Gesamtklassements ab – von 27 Fahrern! „Überhaupt in die Meisterschaft zu kommen, war der erste Schritt“, sagt er. Jetzt will er den nächsten gehen: In ein professionelles Team zu kommen, um dann, langfristig, vielleicht sogar den Traum einer WM-Teilnahme realisieren zu können. Dafür will er nun in den kommenden Wintermonaten verstärkt auf Sponsorensuche gehen. Zwar absolviert er diszipliniert weiter sein Fitness- und Karttraining, nebenbei aber will er sich bei großen Teams bewerben – etwa Van Zon Remeha, Ducati oder Yamaha Deutschland. Hainthaler beschreibt sich selbst als analytischen Rennfahrer, der über viel technisches Wissen sowie über Ehrgeiz, Vertrauen und Talent verfügt. Doch das allein sei alles nichts, wenn eines fehlt: „Der Mut, das alles umzusetzen.“